Berichte aus dem Wirtshaus im Spessart - 1997

Spessart-News

Alle, die sich von der Überschrift herausgefordert fühlen, in diesem Artikel nach Informationen zu suchen, die im schachlichen oder sogar im wirklichen Dasein verwertbar sein könnten, seien vorgewarnt: es geht wieder einmal um das alljährliche Schachwochenende des SC Frankfurt-West in Schollbrunn , d.h. um Wettkampf, Wandern, Walnußschnaps und Wildschweine!

Wer sich nach dieser Klarstellung aus Gedächtnisschwäche, Unkenntnis oder gar Interesse zum Weiterlesen entschlossen hat, wird gleich zu Beginn mit der einzigen wirklichen Neuigkeit - besser Sensation - konfrontiert. Diese hatte sich zwar schon in der Vorbereitungsphase angedeutet, aber manche glaubten erst am 24. Mai um 9.30 Uhr, als sich die Karawane in Bewegung setzte, daß es wahr würde.

10 Jahre lang hatten sich Schachspieler jeden Alters, unterschiedlichster Spiel- und Willensstärke den rituellen Prüfungen im fernen Unterfranken gestellt. Einige kamen geläutert zurück, andere fuhren nie mehr mit.
In all den Jahren erleuchteten Helma - die Sonnenwirtin - mit Tochter und Schwiegertochter unseren schachlichen Mikrokosmos. Doch in diesem Jahr sind wir nicht mehr allein auf das Licht ferner Gestirne angewiesen, dank - Renate! Zwar ist sie familiär schwer vorbelastet, trotzdem hätte noch vor kurzem kaum einer zu hoffen gewagt, daß unser einziges weibliches aktives Mitglied Ü12 an einer Veranstaltung teilnimmt, vor der es selbst alten Hasen graut.

Allein wie souverän sie die Diskussion durchsteht, ob sie denn wirklich ein Einzelzimmer benötige, zeigt, daß übermäßige Rücksichtnahme ihrer Kollegen nicht erforderlich sein wird. Eine Analogie zu Schneewittchen erscheint schon deshalb weit hergeholt. Doch nun zu den Fakten:

Helma ist zur Kur in Bad Kissingen, wird aber an diesem Wochenende - bestimmt wegen uns - kurz zuhause vorbeischauen. Besorgte Mienen; man weiß ja, wie ungünstig sich ein Kuraufenthalt auf die Proportionen auswirken kann! Droht ihr ein ähnliches Schicksal wie Ehemann Kurt, der lange brauchte, bis er endlich wieder einigermaßen in seine Lederhose paßte? Bei ihrem Eintreffen zeigt sie sich aber glücklicherweise in alter Form.

Jetzt kann’s endlich losgehen! Zuerst das Schnellturnier. Die Siegermannschaft „Sonne“ tritt wieder gegen die ewigen Zweiten „Kartause“ an. Auch in diesem Jahr sind die von den Kapitänen Ulli und Ferdi gewählten Mannschaften der Papierform nach ungefähr gleichwertig. Leider ist aber festzustellen, daß heuer die planmäßigen Verlierer auch noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnittswert bleiben. Weil das schachliche Geschehen kaum Spannung aufkommen läßt, seien nur zwei Beispiele dafür erwähnt, wie tief mitunter von beiden Seiten in die Trickkiste gegriffen wird.

Runde 1, Kartause noch voller Hoffnung. Hans, an Brett 7 in beginnender Zeitnot, hat Daniels König in der Brettmitte umzingelt. Man sieht ihm an, wie quälend und erregend zugleich es sein muß, sich entweder für das wunderschöne Sprengungsopfer oder die Abwicklung in ein todsicher gewonnenes Endspiel zu entscheiden. Seine Hand schwebt über dem Brett, zuckt vor und zurück. Daniel sieht seine letzte Chance. Behutsam aber entschlossen greift er nach der Hand, ein kurzer Blickkontakt, er haucht: „Remis“?! Plötzlich weicht alle Anspannung aus Hans’ Gesicht. Remis!

Runde 3, Kartause schon fast am Boden. Die ersten Eröffnungszüge sind gemacht, auf der Sonnenseite schmeckt das Spessart-Pils so richtig gut, da zieht Rudi seinen höchsten Trumpf: „Den hab’ ich bei der Weltmeisterschaft gespielt!“ Markus lacht auf, doch dann wird ihm wohl plötzlich klar, wieviel ihm Rudi an internationaler Erfahrung voraus hat. Auch Ferdi erinnert sich offensichtlich seiner Heldentaten bei der letzten Seniorenweltmeisterschaft. Von der Euphorie seiner Nebenleute angesteckt, findet sogar Harald für Minuten zu alter Stärke zurück. Im Umkreis von zwei Brettern schafft am Ende nur Jürgen R. ein Remis gegen die aufgedrehten Kartäuser. Soviel zum Thema psychologische Kriegsführung. Gereicht hat’s am Ende doch nicht.

Turnier 1 ( Schollbrunn-Mannschafts-Schnellschach, 24.05.97 ):
"Sonne" "Kartause" 1.Rd 2. 3. 4. gesamt
Bonnaire, U. : Niebling, F. 1:0 1:0 0:1 ½:½ 2½:1½
Schmitt, H.-W. : Schwede, H. 1:0 1:0 0:1 1:0 3:1
Busche, M. : Bonnaire, R. 0:1 1:0 0:1 0:1 1:3
Ramerth, J. : Andreas, W. 1:0 1:0 ½:½ 1:0 3½: ½
Firnschild, T. : Griedelbach, D. 0:1 1:0 0:1 1:0 2:2
Wienecke, J. : Niebling, R. 1:0 1:0 1:0 1:0 4:0
Dressler, D. : Koch, H. ½:½ 0:1 ½:½ 1:0 2:2

Rundenergebnis 4½:2½ 6:1 2:5 5½:1½ 18:10


Das Mittagessen verläuft ohne ernste Zwischenfälle. Die Frage ist nun: Rafft sich die Kartause im Scheveninger Mannschaftsblitz doch noch zu echter Gegenwehr auf? Na, ja. Nach zwei Klatschen schaffen sie in der 3. Runde tatsächlich ein 4:3. Doch als Ferdi daraus wenigstens etwas Honig saugen will und seine Mannen samt Tochter mit dem mehrfach wiederholten Satz „Es ist doch noch nichts passiert!“ aufzumuntern versucht, erntet er nur noch mutloses Kopfschütteln. Sie haben vor dem Fluch der Kartause kapituliert, das Desaster ist nicht mehr zu verhindern.


Turnier 2 ( Schollbrunn-Mannschafts-Blitz, 24.05.97 ):
Hinrunde Rückrunde
"Sonne" : "Kartause" "Sonne" : "Kartause"
1. Runde (1) 4½ : 2½ 3 : 4 (1)
2. Runde (1) 5 : 2 (1) 4 : 3
3. Runde 3 : 4 (1) (1) 5 : 2
4. Runde (1) 5 : 2 (1) 4 : 3
5. Runde (1) 4 : 3 (1) 4 : 3
6. Runde (1) 5 : 2 (0,5) 3½ : 3½ (0,5)
7. Runde 3 : 4 (1) (1) 5 : 2

29½ : 19½ 28½ : 20½
(5+1) : (2) (5,5+1) : (1,5)

Gesamtergebnis „Sonne“ - „Kartause“: 58 : 40 Brettpunkte
12,5 : 3,5 Mannschaftspunkte


Bei der traditionellen Wallfahrt zur Kartause Grünau trennen sich Fahrer und Wanderer. Rudi befindet sich überraschenderweise unter den Wanderern und erklärt das damit, daß ihm auf dem Hinweg die Streckenführung (bergab, d. Red.) besonders gefalle. Wahrscheinlich will er aber nur vermeiden, gleichzeitig mit den Ex-Unterliederbacher Doppelkopfanarchisten anzukommen, die ihn sonst wieder fordern und mit ihrer mehr als eigenwilligen Regelauslegung traktieren würden.

Bei der Ankunft der Wanderer zeugen kleine Gläschen mit braunem Inhalt - Walnußschnaps ist ja so bekömmlich! - vom erfolgreichen Rundenstart der Doppelköpfe Jürgen R. und W., Dieter und Hans-Walter.
Die anderen suchen sich ein sonniges Plätzchen zum Entspannen. Für den Getränkenachschub ist allerdings ein extrem kurzberocktes Wesen zuständig, so daß bei einigen die Phasen der Muße in regelmäßigen Abständen durch Pulsfrequenzspitzen unterbrochen werden.

Als die Wirtin schließlich zum Kassieren erscheint, erkundigt sich Ferdi bei ihr scheinbar fürsorglich, ob das Wetter für das Mädchen nicht doch noch etwas zu frisch sei. Die Dame plaudert daraufhin von den mitunter heftigen Reaktionen der Gäste auf ihre Tochter und zitiert einen 85jährigen mit den Worten: „Mensch, hast Du ein geiles Fahrgestell!“ Bitterer Kommentar von einem der Jüngeren: „In dem Alter darf man’s dann wieder.“ Rudi, leicht irritiert: „Sie sind neu hier!?“ Darauf sie, leicht ironisch: „Ja, ja, wir machen das erst im fünften Jahr.“

„Bedenkt mal, wie lange ich schon herkomme!“, versucht er erfolglos das allgemeine Gelächter zu dämpfen. Diese Begründung für seine Amnesie klingt doch mehr nach Graf Dracula, der nach hundert Jahren wieder einmal seine Dependance in Nowosibirsk aufsucht.

Es ist mittlerweile kurz vor 22.00 Uhr. Wieder mußten wir keinen in der Kartause zurücklassen, auch das Abendessen wurde tapfer absolviert. Zeit für ein Nickerchen? Von wegen! Der Showdown steht bevor, was schon daran zu erkennen ist, daß viele auf kleine grüne Fläschchen vollkommen geschmacklosen Inhalts umgestellt haben - vielleicht gibt’s dafür auch andere Gründe.

Daß in der Siegerliste dieses Turniers in 10 Jahren nur 3 Spieler (Ferdi, Heinz und Ulli) auftauchen, hat Ferdi auf die Idee gebracht, ein Handicap einzuführen. Beginnend mit dem DWZ-Schwächsten, der keinen Abzug erhält, werden für den jeweils davor plazierten 0,5 Punkte mehr vom Endergebnis abgezogen. Ferdi als unser DWZ-Riese startet also mit -5,5 Punkten.

Der löblichen Initiative zum Trotz landet doch wieder Ulli auf Platz 1. Anscheinend konzentriert er seine schachlichen Ambitionen mittlerweile ausschließlich auf die beiden Tage im Trainingslager. Das wäre auch die Erklärung für das oftmals erbärmliche Geschiebe, das er im Rest des Jahres abliefert.

Turnier 3 ( Schollbrunn-Mitternachts-Blitz, 24.05.97):

Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 Pkte. Handicap H-Pkte. Plz.
1. Bonnaire, U. X 1 ½ 1 ½ 1 1 1 1 1 1 1 10,0 5,0 5,0 1.
2. Bonnaire, R. 0 X ½ 0 1 1 1 0 1 1 1 1 7,5 3,0 4,5 2.
3. Niebling, F. ½ ½ X ½ 1 1 1 1 1 1 1 1 9,5 5,5 4,0 3.
4. Busche, M. 0 1 ½ X ½ ½ 1 ½ 1 ½ ½ 1 7,0 3,5 3,5 4.
5. Ramerth, J. ½ 0 0 ½ X 1 1 0 1 0 1 1 6,0 2,5 3,5 5.
6. Andreas, W. 0 0 0 ½ 0 X 1 ½ 1 1 ½ 1 5,5 2,0 3,5 6.
7. Firnschild, A. 0 0 0 0 0 0 X 0 1 1 1 1 4,0 0,5 3,5 7.
8. Schmitt, H.-W. 0 1 0 ½ 1 ½ 1 X 0 1 1 1 7,0 4,5 2,5 8.
9. Wienecke, J. 0 0 0 0 0 0 0 1 X 1 0 1 3,0 1,0 2,0 9.
10. Griedelbach, D. 0 0 0 ½ 1 0 0 0 0 X 0 1 2,5 1,5 1,0 10.
11. Schwede, H. 0 0 0 ½ 0 ½ 0 0 1 1 X 1 4,0 4,0 0,0 11.
12. Niebling, R. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 X 0,0 0,0 0,0 12.


Als wir kurz vor Mitternacht den Tag bei einem Schwätzchen an der Theke ausklingen lassen wollen, ist die Gaststube dunkel!

In unserem Séparée versuchen wir, den Schmerz darüber mit „alternierenden" Partien (2 gegen 2, die Partner ziehen abwechselnd) zu verdrängen. Immerhin bereichert Ferdi die Eröffnungstheorie noch mit einem grandiosen positionellen Damenopfer (1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e6 6. Sxc6 bxc6 7.e5 Sd5 8. Se4 Lb4+? 9. Ld2?! Se3 10. Lxb4!!), hat aber mit dem jetzt völlig ausgelaugten Ulli einen Partner, der nicht im entferntesten seinen Visionen zu folgen vermag.

Zum Abschluß fällt Jürgen R. gerade noch rechtzeitig vor dem Schlafengehen ein, daß sein Zimmerschlüssel in der verschlossenen Kneipe am Schlüsselbrett hängt. Nach verschiedenen, gut gemeinten Einbruchsversuchen entschließen wir uns doch, den Jungwirt aus den Federn zu holen. Dem tun wir damit anscheinend sogar einen Gefallen, denn er überreicht Jürgen die Schlüssel mit den Worten: „ Ihr glaubt nicht, wie herrlich es ist, um halb zwei aus dem Bett geklingelt zu werden!“

Am Sonntagmorgen zieht dann endlich wieder einmal eine größere Abordnung zu den Wildschweinen. Die freudige Erregung der possierlichen Tierchen läßt auf starken Trennungsschmerz schließen. Statt nach diesem Pflichtbesuch den schnellsten Weg zu den Brettern zu suchen, schlägt unser Präsident Hans-Walter vor, erst noch das Gehege zu umrunden.

Der Weg führt durch eine Wiese, der Morgentau glitzert noch in der Sonne, und bald verrät der unnatürlich staksige Bewegungsablauf unserer Sandalenträger, daß ihnen nicht ganz wohl in ihrer Haut ist.

„Ganz schön feucht, Walter!“, klingt es verhalten protestierend aus den hinteren Reihen. Der Präsi - ebenfalls mit leichtem Schuhwerk - stapft unverdrossen weiter. Kleine Gemüter könnten hier den Verdacht hegen, da habe sich einer verrannt und traue sich nicht umzukehren. Aber nein, hier prüft der Chef, ob die Mannschaft wirklich voll hinter ihm steht. Die Saison verlief zwar super (MTS-Blitzmeister, Aufstieg in die Landesklasse, Top-Verein des Jahres), aber das ist alles Schnee von gestern: die Chess Classic ‘97 steht vor der Tür! Da muß er sich auf jeden verlassen können, auch wenn’s mal weh tut!
Es kommt wie erwartet. Das Gegrummel ebbt ab, gemeinsam stehen wir’s durch! Der Präsi ist zufrieden.
Dann entdeckt er ein Rehkitz, das regungslos direkt am Zaun liegt. Den Neugierigen, die den vermeintlichen Leichnam schon mit Stöcken bearbeiten wollen, erklärt er geduldig, daß sich das Tier in Abwesenheit seiner Mutter bei Gefahr tot stellt. „Deswegen kommen die auch immer unter den Mähdrescher. Aber so was erlebt man nur, wenn man auf dem Land aufwächst!“

Wer will jemandem, der solche Kindheitstraumata verkraften mußte, ein Paar nasse Socken nachtragen?

Die Blitz-Revanche wird in dem wirklich revolutionären „Iterativ-Handicap“-Modus gespielt. Das neue Handicap errechnet sich dabei aus dem Ergebnis des letzten Handicap-Turniers. Erst dieses, von unserem Turnierleiter Ferdi genial erdachte, selbstregulierende System, dessen tiefgründige Konzeption den meisten nicht einmal bewußt wird, bringt endlich ein neues Gesicht auf’s Siegertreppchen. Harald, dem am Vorabend wohl seine jahrelange Schollbrunnabstinenz zu schaffen gemacht hatte, wird seiner Favoritenrolle gerecht und landet einen Start-Ziel-Sieg.


Turnier 4 ( Schollbrunn-Blitz-Revanche, 25.05.97):

Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 Pkte. Handicap H-Pkte. Plz.
1. Schwede, H. X ½ 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 7,5 1,0 6,5 1.
2. Schmitt, H.-W. ½ X 0 1 1 1 0 ½ 1 1 1 1 8,0 2,5 5,5 2.
3. Bonnaire, U. 1 1 X 1 1 1 1 ½ 1 1 1 1 10,5 5,5 5,0 3.
4. Niebling, F. 1 0 0 X 1 0 1 1 ½ 1 1 1 7,5 4,5 3,0 4.
5. Wienecke, J. 1 0 0 0 X 0 0 0 1 1 1 1 5,0 2,0 3,0 5.
6. Busche, M. 0 0 0 1 1 X 1 0 ½ 1 1 1 6,5 4,0 2,5 6.
7. Ramerth, J. 0 1 0 0 1 0 X 0 1 1 1 1 6,0 3,5 2,5 7.
8. Bonnaire, R. 0 ½ ½ 0 1 1 1 X 0 1 1 1 7,0 5,0 2,0 8.
9. Firnschild, A. 0 0 0 ½ 0 ½ 0 1 X 1 1 1 5,0 3,0 2,0 9.
10. Niebling, R. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 X 0 1 1,0 0,0 1,0 10.
11. Griedelbach, D. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 1 X 1 2,0 1,5 0,5 11.
12. Koch, H. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 X 0,0 0,5 -0,5 12.

Das abschließende „Fischer-Schach“-Turnier - die Figurenstellung auf der Grundreihe wird für Weiß und Schwarz getrennt ausgelost - wollen sich nur noch acht Unverbesserliche antun.
Grundsätzlich gibt es zwei Kategorien von „Fischer“-Schachspielern. Die „Normalos“ schaffen es in der Regel nach 15 bis 20 Zügen, selbst aus der absonderlichsten Ausgangsposition in eine fast gewöhnliche Stellung zu kommen. Die Gruppe der Chaoten hingegen - Bauchspieler, die vom Positionsschach soviel verstehen wie Theo Waigel von der Haushaltskonsolidierung - genießt das freie Spiel der Kräfte. Da geht der König im Mittelspiel auf Figurenraub, Schwerfiguren werden schon nach wenigen Zügen in Stellung gebracht, gewaltige Bauernstürme entfacht.
Daß die Chaoten im „Fischer-Schach“ im Vorteil sind, beweist das im Vergleich zum Vorjahr beinahe unveränderte Bild auf den ersten Plätzen. Immerhin kann sich „Normalo“ Ferdi auf Platz 3 vorarbeiten. Zu guter Letzt wird auch Renate noch für ihren Kampfgeist belohnt. Das routinierte Sf8-f6 ihres Lieblingsgegners ist zwar optisch ansprechend, führt aber zu einem völlig berechtigten Platzverweis.

Turnier 5 ( Schollbrunn-“Fischer-Schach“, 25.05.97):

Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 Pkte. Plz.
1. Bonnaire, U. X 1 1 1 0 1 1 1 6,0 1.
2. Busche, M. 0 X ½ 1 0 1 1 1 4,5 2.
3. Niebling, F. 0 ½ X ½ ½ 1 1 1 4,5 3.
4. Ramerth, J. 0 0 ½ X 1 ½ 1 1 4,0 4.
5. Schmitt,H.-W. 1 1 ½ 0 X 0 0 1 3,5 5.
6. Bonnaire, R. 0 0 0 ½ 1 X 1 0 2,5 6.
7. Griedelbach, D. 0 0 0 0 1 0 X 1 2,0 7.
8. Niebling, R. 0 0 0 0 0 1 0 X 1,0 8.

Schollbrunn - Gesamtergebnis

Platz Name Mannschaftsturniere Einzelturniere Gesamt-
Schnell Blitz Blitz Blitz Fischer punkte
T1 T2 T3 T4 T5
1. Bonnaire, U. 5 12,5 12 10 8 47,5
2. Schmitt, H.-W. 6 12,5 5 11 4 38,5
3. Ramerth, J. 7 12,5 8 6 5 38,5
4. Busche, M. 2 12,5 9 7 7 37,5
5. Wienecke, J. 8 12,5 4 8 - 32,5
6. Niebling, F. 3 3,5 10 9 6 31,5
7. Bonnaire, R. 6 3,5 11 5 3 28,5
8. Firnschild, A. 4 12,5 6 4 - 26,5
9. Schwede, H. 2 3,5 2 12 - 19,5
10. Dressler, D. 4 12,5 - - - 16,5
11. Griedelbach, D 4 3,5 3 2 2 14,5
12. Andreas, W. 1 3,5 7 - - 11,5
13. Koch, H. 4 3,5 - 1 - 8,5
14. Niebling, R. 0 3,5 1 3 1 8,5


Bewertung
Turnier 1: Einzelpunkte je Spieler x 2
Turnier 2: Pro gewonnem Wettkampf 1 Punkt für Spieler der Siegermannschaft
Für die Hin- bzw. Rückrunde je 1 Punkt für Spieler der Siegermannschaft
Turnier 3,4: Platz 1 = 12 Punkte ... Platz 12 = 1 Punkt
Turnier 5: Platz 1 = 8 Punkte ... Platz 8 = 1 Punkt


An dieser Stelle kommen dem Berichterstatter Bedenken ob seiner tendentiösen Art der Informationsweitergabe. Wurden die Handlungen der Protagonisten wirklich unverfälscht übermittelt? Wurde jedes teilnehmende Individuum in der ganzen Bandbreite seiner irdischen Existenz gewürdigt?
Vielleicht gelingt’s ja im nächsten Jahr, wenn es wieder gilt, dem Rest der Welt vom Verlauf des Top-Events der Nachsaison zu berichten.

Ulrich Bonnaire

 

(Quelle: Schabernack 7)